Brennender Schmerz, gefolgt von lästigem Juckreiz: Ein Wespenstich ist vor allem unangenehm. Im Sommer passiert es schnell. Eine unachtsame Bewegung am Kaffeetisch, und schon sticht eine Wespe zu. Viele erschrecken in dem Moment, aber in den meisten Fällen besteht kein Grund zur Panik. Wespenstiche sind zwar schmerzhaft und aufgrund des erst verzögert einsetzenden starken Juckreizes sehr lästig, aber in der Regel nicht gefährlich.
Symptome und Verlauf
Typischerweise verursachen Wespenstiche eine sofortige lokale Reaktion: Die Einstichstelle schmerzt, rötet sich und schwillt an; nach einigen Minuten bis Stunden kommt oft intensiver Juckreiz hinzu. Diese örtliche Schwellung bleibt meist auf wenige Zentimeter um den Stich begrenzt und klingt innerhalb einiger Tage wieder deutlich ab.
Oft ist die Schwellung am zweiten Tag nach dem Stich am stärksten ausgeprägt, und die Beschwerden lassen nach etwa einer Woche vollständig nach. So weit, so normal – doch was kann man direkt nach einem Wespenstich tun, um die Schmerzen zu lindern, und wann wird ein Stich doch gefährlich?
Erste Hilfe: Was tun bei einem Wespenstich?
Zunächst gilt: Ruhe bewahren. In den allermeisten Fällen verursacht ein Wespenstich nur lokale Symptome. Entfernen Sie vorsichtig den Stachel, falls einer zu sehen ist. Zwar verlieren Wespen ihren Stachel normalerweise nicht, doch bei einem Stich durch eine Biene bleibt er fast immer in der Haut stecken. Finden Sie also einen Stachel an der Einstichstelle, war vermutlich eine Biene der Übeltäter. Der Stachel sollte schnell entfernt werden. Am besten schiebt man ihn vorsichtig seitlich mit dem Fingernagel oder einer Kreditkarte aus der Haut, statt ihn mit zwei Fingern herauszuziehen. So vermeiden Sie, dass die noch anhängende Giftblase zusätzlich entleert wird.
Im Anschluss ist die wichtigste Maßnahme: Kühlen! Halten Sie die Einstichstelle sofort unter fließendes kaltes Wasser oder legen Sie etwas Kaltes darauf. Geeignet sind ein kühlendes nasses Tuch, ein Coolpack oder Eiswürfel (in ein Tuch gewickelt, um Erfrierungen zu vermeiden). Kälte verengt die Blutgefäße und lindert so Schmerz und Schwellung. Kühlen Sie mit Pausen ruhig über einen längeren Zeitraum (mehrere Minuten bis eine Stunde lang).
Achtung: Befindet sich der Stich an einer kritischen Stelle wie im Mund oder Rachen, besteht Erstickungsgefahr durch Anschwellen der Schleimhäute. In diesem Fall sollte man auch als Nicht-Allergiker sofort den Notruf 112 wählen. Bis der Rettungsdienst eintrifft, halten Sie die Atemwege frei und kühlen von außen den Hals. Betroffene können Eiswürfel lutschen, um die Schwellung zu verzögern.
Hausmittel gegen Schwellung und Juckreiz
Gegen die Schmerzen, die Schwellung und den späteren Juckreiz nach einem Wespenstich gibt es eine Reihe bewährter Hausmittel. An erster Stelle steht wie erwähnt die Kühlung. Zusätzlich kann eine aufgeschnittene Zwiebel auf die Einstichstelle gelegt werden – dieses alte Hausmittel kühlt und wirkt leicht entzündungshemmend. Ebenfalls hilfreich kann ein Umschlag mit kaltem Essigwasser sein, der kühlt und das Wespengift in der Haut teilweise neutralisieren soll.
Wenn nichts anderes zur Hand ist, rät der Volksmund sogar dazu, etwas Speichel (möglichst mit Zucker vermischt) auf den Stich zu tupfen. Tatsächlich kann Speichel kurzfristig kühlen und desinfizieren – mit Zucker vermengt soll er Schmerzen und Schwellung lindern. Wichtig ist außerdem, nicht zu kratzen, auch wenn es juckt! Durch Kratzen kann sich die Haut leicht entzünden. Im schlimmsten Fall dringen Bakterien ein und verursachen eine Infektion oder sogar eine Blutvergiftung.
Cremes und Salben
Auch die Apotheke hält Abhilfe bereit: Es gibt spezielle Gels und Salben gegen Insektenstiche, die kühlend und antiallergisch wirken. Häufig enthalten sie ein Antihistaminikum, das die lokale Reaktion eindämmt. Ein bekanntes Beispiel ist Fenistil Gel mit dem Wirkstoff Dimetinden. Es lindert den Juckreiz und ist auch für Kinder geeignet. Alternativ kann eine kühlende Hydrocortison-Creme (0,5 %) verwendet werden, die entzündungshemmend wirkt. Letztere sollte aber bei Schwangeren nur nach Rücksprache eingesetzt werden. Bei stärkeren Beschwerden hilft es manchmal auch, innerlich ein Antihistaminikum einzunehmen – gängige Präparate mit Wirkstoffen wie Cetirizin (oder als Tropfen für Kinder) können Schwellung und Rötung reduzieren.
Wärme
Wärme als Trick: Unmittelbar nach dem Stich kann interessanterweise auch gezielte Wärme Linderung verschaffen. Spezialgeräte (sogenannte Stichheiler) erhitzen die Einstichstelle für einige Sekunden auf etwa 50 °C. Durch diese Hitze werden die Eiweiß-Bestandteile des Wespengifts teilweise zerstört, wodurch die körperliche Reaktion geringer ausfällt. Wenn ein solches Gerät zur Hand ist, wirkt es besonders in den ersten 2 Minuten nach dem Stich sehr effektiv. Alternativ kann man, direkt nach dem Stich, auch einen heißeren (aber nicht verbrühenden) Waschlappen kurz auflegen. Anschließend sollte jedoch wieder gekühlt werden.
Allergische Reaktion auf Wespenstiche
Gefährlich wird ein Wespenstich, wenn der oder die Betroffene eine Insektengift-Allergie hat. Bei einer solchen Allergie reagiert das Immunsystem überschießend auf das Gift. Wichtig zu wissen: Eine allergische Reaktion tritt nie beim allerersten Wespenstich auf. Erst bei einem zweiten Stich (oder später) kann es zu einer echten Allergiereaktion kommen, denn der Körper muss zunächst sensibilisiert werden.
Hat jemand jedoch eine Wespenstich-Allergie entwickelt, können bereits Minuten nach dem Stich sehr ernsthafte Symptome auftreten. Diese äußern sich meist am ganzen Körper und nicht nur an der Einstichstelle. Mögliche Anzeichen sind zum Beispiel Schwellungen im Gesicht, Quaddeln auf der Haut, Atemnot, Schwindel, Herzrasen, Übelkeit oder Bewusstseinsverlust. In schweren Fällen kommt es zum anaphylaktischen Schock, einem lebensbedrohlichen Versagen des Kreislaufs. Erste Alarmzeichen dafür können ein Hitzegefühl, Kribbeln oder ein metallischer Geschmack im Mund sein, gefolgt von raschem Blutdruckabfall und Ohnmacht. Bei solchen Symptomen muss sofort der Notarzt (112) gerufen werden!
Menschen, die wissen, dass sie allergisch auf Wespenstiche reagieren, sollten unbedingt ein vom Arzt verordnetes Notfallset mit geeigneten Medikamenten griffbereit haben. Ein solches Set enthält in der Regel ein schnell wirkendes Antihistaminikum und ein Kortisonpräparat sowie als wichtigstes Mittel einen Adrenalin-Autoinjektor. Das Adrenalin wird im Ernstfall vom Betroffenen in den Oberschenkel gespritzt und stabilisiert Kreislauf und Blutdruck, um einen drohenden Schock abzuwenden. Trotz eines solchen Selbsthilfe-Sets sollte nach dessen Anwendung immer noch ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.Allergiker können außerdem vorbeugend über eine spezielle Immuntherapie (Hyposensibilisierung) nachdenken. Dabei wird unter ärztlicher Aufsicht dem Körper über Jahre hinweg regelmäßig eine winzige Menge Wespengift injiziert. Diese „Allergie-Impfung“ soll das Immunsystem an das Gift gewöhnen. Die Erfolgsrate liegt bei über 90 %.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
In bestimmten Fällen ist ein Arztbesuch – oder bei akuten Beschwerden der Notarzt – ratsam, auch wenn keine Allergie bekannt ist:
- Bleibt die Schwellung sehr groß (mehr als 10 cm Durchmesser) oder geht sie nach zwei bis drei Tagen nicht deutlich zurück
- Wenn die Einstichstelle sich entzündet: Rötung, starke Erwärmung, Schmerzen, Fieber oder Lymphknotenschwellung
- Wenn sich eine rote Linie auf der Haut in Richtung Körpermitte zieht (Hinweis auf eine Lymphbahnentzündung)
- Bei Stichen im Gesicht, an Hals, Kopf oder im Mund-/Zungenbereich – Hier besteht Erstickungsgefahr
- Bei mehreren Stichen auf einmal – Hier zählt die Gesamtgiftmenge
- Wenn die Schwellung wandert oder nach einer Woche noch stark juckt oder nicht abklingt
Unterschied zwischen Wespen- und Bienenstich
Bienen hinterlassen ihren Stachel in der Haut, Wespen in der Regel nicht. Finden Sie also einen Stachel in der Wunde, war es wahrscheinlich eine Biene. Beide Stiche sollten gleich behandelt werden: Stachel (falls vorhanden) entfernen, kühlen, beobachten. Das Gift der Biene ist mengenmäßig stärker, dafür kann sie nur einmal stechen, die Wespe hingegen mehrfach.
Wespenstiche bei Kleinkindern und in der Schwangerschaft
Bei Kleinkindern gilt: Ruhig bleiben, sofort kühlen, nicht kratzen lassen. Ein aufgeschnittener Zwiebelwickel oder ein kühlendes Gel wie Fenistil kann helfen. Innerlich kann Cetirizin (kindgerecht dosiert) eingesetzt werden. Bei Stichen im Mundbereich oder auffälliger Schwellung immer ärztliche Abklärung.
In der Schwangerschaft ist ein einzelner Stich in der Regel unproblematisch für das ungeborene Kind. Das Gift gelangt nicht in relevanter Menge zum Fötus. Hausmittel wie Zwiebel oder Kühlung sind unbedenklich. Vorsicht ist nur bei Medikamenten wie Kortison oder stark wirksamen Antihistaminika geboten. Hier sollte Rücksprache mit dem Arzt gehalten werden.
Ist ein Wespenstich schlimm fürs Immunsystem – oder sogar gut?
Ein Wespenstich hat keinen positiven Effekt auf das Immunsystem. Das Immunsystem reagiert lokal und heilt die Reizung wieder ab – gestärkt wird es dadurch nicht. Im Gegenteil: Wiederholte Stiche können bei manchen Menschen zur Ausbildung einer Allergie führen. Eine gezielte Hyposensibilisierung bei Allergikern ist hingegen ein sinnvoller medizinischer Ansatz.